Der Cancer Survivor Empowerment Workshop vom 19.- 20. Oktober 2019 in Berlin – ein Stimmungsbild
Ein Workshop zur Wiederbelebung von Mut, Zuversicht und Lebensfreude durch kontaktvolleres Erleben – gefördert durch Mittel der DVG.
Vom 19. – 20. Oktober 2019 fand der DVG-geförderte Cancer Survivor Empowerment Workshop in den Räumlichkeiten des Instituts für Gestalttherapie und Gestaltpädagogik in Berlin statt. In Begleitung von Uta-Maria Weißleder und Dr. Lilian Vakalopoulou erfuhren zehn krebsbetroffene Frauen die heilsame Wirkung der Gestalt.
Dank der Ankündigung über die DVG fanden sich Teilnehmerinnen auch aus entfernteren Ecken Deutschlands zusammen. Über persönliche Vorgespräche, die teilweise mithilfe eines Online-Tools geführt wurden, erhielten die Frauen Gelegenheit zur Reflexion ihrer Situation und Herausforderungen und wurden sich ihres individuellen Unterstützungsbedarfes gewahr. Dieses Gewahrsein konnte im Verlauf des folgenden Workshops vertieft, neue Gestaltungsmöglichkeiten konnten gefunden werden.
Im Workshop war es möglich, auch die positiv empfundenen Prozesse zu betrachten, die durch die Krebserfahrung angestoßen wurden. Ein größeres Sinnempfinden, Dankbarkeit sowie eine erhöhte Achtsamkeit begleiten viele der Teilnehmerinnen seit der Krise.
Deutlich wurde auch, dass die Frauen nach Abschluss der Akutbehandlung vor vielschichtigen psychosozialen Herausforderungen stehen. Es gilt, die Krankheitserfahrung zu verarbeiten, mit der Erschütterung der eigenen Lebens- und Familienplanung, den körperlichen Veränderungen oder einer begrenzten Lebenserwartung umzugehen. Auch die sozialen Beziehungen – die Partnerschaft, im Freundeskreis und zu den Arbeitskollegen – haben sich im Verlauf der Krankheit verändert. Kompromisse aus Zeiten vor der Erkrankung sind nicht mehr tragfähig, Bedürfnisse sind neu zu verhandeln, Enttäuschungen zu verarbeiten. Überschattet werden diese Herausforderungen von der Sorge um eigene Kinder und die Angst, erneut mit einer Diagnose oder einem schnellen Fortschreiten der Erkrankung konfrontiert zu werden. All diese Themen treten als Figuren in Erscheinung – häufig gleichzeitig, mit überwältigender Kraft.
Ziel des Workshops war es, die Frauen im Umgang mit ihren Herausforderungen zu stärken, ihr Gewahrsein über die persönlichen Bedürfnisse zu erhöhen und sich der vorhandenen, aber auch noch fehlenden Ressourcen bewusst zu werden.
Der Workshop bot einen geschützten Raum zum Nachkontakt mit dem Erlebten durch den Austausch der persönlichen Erfahrungen und die Resonanz der Gruppe. Das Wiedererkennen in den Erfahrungen der anderen trug dazu bei, dass die Frauen sehr schnell zu einer kontaktvollen Beziehung zueinander fanden.
Auf diesem Boden näherten sich die Frauen durch kreative körpertherapeutische Übungen dem persönlichen Körperempfinden und fanden zu einer neuen Ausdrucksweise und damit eine Möglichkeit, ihre Sprachlosigkeit für einen Moment zu überwinden.
Großen Raum nahmen die Themen Selbstfürsorge und Ressourcen ein. Allen Frauen gemeinsam war das dringliche Bedürfnis nach persönlichem Raum, den es im schnelllebigen (Familien)Alltag zu verteidigen gilt. Der Austausch über das persönliche Ringen um diesen Raum, das Finden von neuen Ritualen und Umgangsweisen mit Ängsten, vermittelte den Frauen neue Impulse. Durch das Erstellen persönlicher Ressourcenkarten, das Sprechen über das eigene Ressourcennetz und die Resonanz aus der Gruppe erhielten die Frauen zudem neue Perspektiven, Anerkennung und Bestärkung.
Nach dem Workshop wird es persönliche Nachgespräche mit allen Teilnehmerinnen geben, die den Nachkontakt fördern und zur Integration beitragen sollen. Dieser Ansatzpunkt soll genutzt werden, um die teilweise noch bestehenden Lücken im Unterstützungs- und Ressourcennetz auszubauen und die Selbstunterstützung im weiteren Prozess zu fördern.
Mit dankbaren Grüßen
Uta-Maria Weißleder & Dr. Lilian Vakalopoulou